E. Wdh. letztes Mal…
Wir brauchen zwei Schlüssel um im Leben zu herrschen, die Gabe der Gerechtigkeit und die Gabe der Gnade (Rö 5,17).

Im Alten Bund und unter dem Gesetz kam Gericht, wenn mit dem Gesetz gebrochen wurde…
Im Neuen Bund und unter der Gnade kommt das erzieherische Gericht, wenn mit der Gnade gebrochen wird; d.h. wir uns vor ihr ganz oder teilweise ausschließen, wir an ihr Mangel leiden oder sie vergeblich empfangen – immer ist die Ursache Stolz oder Mangel an Erkenntnis.

5. Formen und Früchte des Stolzes, die uns von der Gnade ausschliessen:
a. die offene Form bei Christen
Offen lebt man im Widerspruch gegen Gottes Wahrheit und dem Gesetz der Freiheit. Diese Unabhängigkeit und Rebellion, ich mache was, wann und wie ich es will hat viele Gesichter
Bsp.: permanente Unpünktlichkeit, Widerspenstigkeit ggü. von Gott gesetzten Autoritäten, gelebte Prioritäten, die Gottes Wort widersprechen – du gehorchst deiner Familie mehr wie dem Hl.G., behalten und bewegen von Sorgen, Befürchtungen oder Zweifel (Jak 1,7f), ebenso wie permanent ausgelebte Sünde oder die Vorherrschaft des Fleisches.

W.Margies schreibt dazu: „Wenn also jemand in Sünde gefallen ist oder in einer sündhaften Dauerhaltung verharrt, herauskommen will und es nicht schafft, dann liegt der Grund dafür nicht (!) darin, dass er selbst zu schwach ist, sondern dass er zu unabhängig und zu stolz ist und deswegen die vorhandenen Geschenke Gott nicht im Glauben ergreift. Dahinter steht die Wahrheit Gottes, dass man nur mit geschenkter Befähigung, das ist die im Glauben ergriffene Gnade, gehorsam, verändert oder geheiligt werden. Das meint, dass jede sündige Tat, Gedanke oder Haltung für sich ein Beweis davon ist, dass man etwas selber machen wollte, sich dazu auch stark fühlte und sich nicht im Glauben der bereitstehenden Gnade bedient hat.“ (Schule intensiven Lebens S.10, Pkt. 2).

b. die verdeckte und uns selber verborgene Form
A. Ein weites Feld, das ich hier nur anreißen kann, sind alle Verhaltensweisen, auch christliche, mit denen ich mir all das selber und in eigener Kraft hole um meine tiefen inneren Bedürfnisse zu stillen: Sicherheit, Annahme, Selbstwert, Liebe, Berufung und Bestimmung
In der Wahl der Mittel ist unser fleischliches Wesen sehr erfinderisch, sie können mehr konstruktiv oder destruktiv sein.
Offenbar wird dies meist durch hartnäckige Probleme, mit mir (Gesundheit, Psyche), mit anderen (nach beiden Seiten) oder mit dem Leben als solches…das bringt uns lt. Jer 17,5ff unter den Fluch.
Gott aber möchte die alleinige Quelle sein. ER möchte dies gerne durch seine Liebe und Gnade tun, und entweder führen uns Offenbarungen aus dem Wort ins Licht der Gnade…oder Zerbruchserfahrungen…

B. Ein Variante davon ist, dass ich nun durch eigene willentliche Anstrengung ein Leben der Heiligung und des Gehorsams ggü. den Geboten zu führen, natürlich „plus Gebet“ – gib mir Stärke, damit ICH…

6. Stolz überwinden und durch die Wahrheit sich demütigen lassen

a.Für beide Varianten hat Gott als Antwort und ersten Schritt, eine tiefe Erfahrung seiner bedingungslosen Liebe vorgesehen, ohne Vorleistung und Bedingungen und damit ganz entgegen unserer Prägungen aus dem Elternhaus…1.Ebene der Demütigung.

b. Als nächstes möchte Gott uns immer mehr unsere ID im Licht seiner Wahrheit zeigen. In Christus bin ich alles was ich sein soll, einfach durch den Glauben an IHN.
Ich bin…s. Predigt „Wer glaubst du eigentlich, wer du bist“
2. Ebene der Demütigung

c. Danach kommt die (oft schmerzhafte) Erkenntnis, dass ich aus mir heraus nicht heiliger und frömmer bin als die, die ich gerichtet habe. So schreibt W.Margies: „Es ist letztlich der moralisch demontierte, der Gescheiterte, der Zerbrochene, der zutiefst am Ende ist und er genau weiß und davon überzeugt ist, dass er sich aus eigenen Kräften nicht befreien und aus der Niederlage herauskomme kann.“
Wie auch immer die Kräfte heißen mögen.
„Vielmehr ist Gottes Liebe, Gnade und Willigkeit verfügbar, um einzugreifen und uns zu helfen“; wozu die Erfüllung mit dem Hl.G. eine Grundvoraussetzung ist.
So jemanden nennt die Bibel einen „geistlich Armen“ (Mtth 5,3).
Das ist die 3. Ebene der Demütigung.

Gleiches gilt für die Umsetzung des Wortes bzw. unseren Gehorsam. Jahrelang habe ich die Bibelstellen „Täter des Wortes zu sein“, falsch akzentuiert.
Offener Stolz ist es, das gelesene oder gehörte Wort nicht tun zu wollen…
Verdeckter Stolz ist es, das gelesene oder gehörte Wort nicht
nun SELBER umsetzen zu wollen; egal was für ein Wort es ist.

Ja, wenn wir das gehörte Wort nicht tun, bauen wir auf Sand, und wenn die Stürme kommen…Mtth 7,
Ja, wenn wir das Wort nicht tun, gleichen wir einem Mann, der sein Spiegelbild gleich wieder vergessen hat Jak 1,25

Früher dachte ich, o.k. nur hab ich das Wort empfangen, jetzt ist meines Leistung gefragt, ein Täter zu sein um dann auch den Segen dafür zu erlangen. Das Wort als Leistungsgebot…
Nein, das Wort tun heißt es fleißig zu bearbeiten; d.h. lesen, bedenken, es glauben, es auswendig lernen, es wiederholen, es aussäen, es uns vorstellen, es festhalten, es bebrüten, darüber medi-tieren, es verinnerlichen und bekennen.
Die Gnadenfrucht davon ist Verwandlung und Veränderung!“

Dein Geist empfängt das Wort, und damit die Gnade und den Glauben zur Verwandlung. Auf unserer Seite steht das „Befleißigen“ (2.Petr 3,14) – klar, geht das nur mit Gnade und im Licht der anderen Ebenen der Demut. Fleiß ist das Gegenteil von Faulheit und nicht von Gnade, das sind die eigenen Werke…

Fazit: der Schlüssel zur Fülle der Gnadenerweise – und gaben Gottes ist Demut. Der Hauptfeind ist Stolz, denn dem widersteht Gott und nur der Demütige kann Gnade empfangen.
Ohne Gnade aber kein Segen und keine bleibende Frucht sondern wir ernten die Früchte des Stolzes.
Der Weg zur Demut geht zuerst über Offenbarungen aus seinem Wort – wie und durch wen auch immer. Fruchtet dies nicht, kommen Zerbruchserfahrungen, die uns „gnadenreif“ schießen. Vgl. Ps 107 oder Hosea 2, wo Gottes gnädige Erziehung zur Demut sichtbar wird.

Sie kommen durch persönliches Scheitern oder indem der Hl.G. uns Licht gibt und wir uns auf die Schliche kommen und unser „Selbterhaltungssystem“ enttarnt wird. Wie ist es entstanden, und immer bin ich Täter und Opfer, und immer zielt es auf Gedankenerneuerung.
Dazu kommt das Stärken des eigenen Geistes mittels Sprachengebet, Wort Gottes und Gemeinschaft (des Hl.G. und Geistlichen Menschen), was damit einhergeht Christus und sein Werk an uns immer mehr zu erkennen (2.Petr 1,2.9).
Es geht also um die Zunahme der Gotteserkenntnis.
Die Seele wird immer mehr den Platz einnehmen, der ihr gebührt, nämlich in Unterordnung unter den Geist und nicht mehr als Herrscherin, das wäre dann Fleisch.