E. Beim Fragen nach der heutigen Botschaft kam ich zu folgenden Versen. Sie verraten uns etwas über reifes Christsein und haben mir mehr denn je Lust darauf gemacht und mich in dem aktuellen Prozess bestätigt.
„Denn unser Wissen ist Stückwerk/wir erkennen stückweise/was wir erkennen ist immer nur ein Teil des Ganzen und unser prophetisches Reden/Eingebungen ist Stückwerk/enthüllen ebenfalls nur ein Teil des Ganzen.
Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind/über kindische Dinge, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde/an dem Tag wo ich reif wurde, tat ich weg, was kindlich war/legte ich meine kindischen Wege beiseite.
Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels undeutlich (war damals so), dann aber von Angesicht zu Angesicht.“ 1.Kor 13,9.11

Kinder reden, denken und urteilen kindisch.
Bsp.: Sie machen die Augen zu und meinen dadurch sieht sie niemand. Sie werfen sich vor der ALDI Kasse auf den Boden, weil sie unbedingt den Lutscher wollen. Sie rivalisieren mit unterschiedlichen Methoden um die Gunst der Eltern. Sie verstecken sich aus Furcht vor Strafe usw.

Es ist interessant, dass der väterliche Apostel Paulus dies gerade der vll charismatischsten und geistlichen reichen Gemeinde in Korinth schreibt.
„Durch ihn hat er euch in jeder Hinsicht reich gemacht – reich an ´geistgewirkten` Worten und reich an ´geistlicher` Erkenntnis. Er hat die Botschaft von Christus, die wir euch gebracht haben, in eurer Mitte so nachhaltig bekräftigt, dass euch nicht eine von den Gaben fehlt, die er in seiner Gnade schenkt.“ 1.Kor 1,5-7
Reich aber unreif, so das Statement des Apostels. Denn...
"Allerdings konnte ich mit euch, liebe Geschwister, nicht wie mit geistlich reifen Menschen reden. Ihr habt euch von den Vorstellungen und Wünschen eurer eigenen Natur bestimmen lassen, sodass ihr euch, was euren Glauben an Christus betrifft, wie unmündige Kinder verhalten habt.“

Sie dachten, urteilten und redeten wie Kinder, was sich u.a. in Gruppenbildungen und sich gegenseitig bekämpfenden Parteien zeigte. Vielerorts auch heute Alltag in Gemeinden.
Doch dies ist ja nur ein Symptom. Wie persönliche Unreife sich darstellt fand ich treffend bei P. Scazerro. in seinem Buch „Das Paulus-Prinzip“
„Der emotionale Säugling: Ich brauche andere Menschen , die sich mehr um mich kümmern, als ich mich um sie. Ich habe oft Schwierigkeiten meine Gefühle in gesunder Weise zu beschreiben und zu erleben“ - stattdessen quengle ich oder schreie ich.
Was ich will, will ich sofort. Andere benutze ich zur Erfüllung meiner Bedürfnisse. Manchmal halten mich andere Menschen für rücksichtlos, unsensibel und egozentrisch.“
Das Emotionales Kind: Ich bin zufrieden und wirke emotional ausgeglichen, wenn das Leben so läuft, wie ich es mir vorstelle und ich alles bekomme, was ich will und brauche. Sobald jedoch Enttäuschungen, Unglücksfälle, Stress oder Wut ins Spiel kommen, löse ich mich innerlich schnell auf. Meinungsverschiedenheiten interpretiere ich als persönliche Beleidigung und werde von anderen leicht verletzt. Wenn ich meinen Willen nicht bekomme, beklage ich mich oft, bekomme einen Wutanfall, ziehe mich zurück, manipuliere, blockiere, werde sarkastisch oder räche mich...“
Der Emotionale Teenager: Ich weiß wie ich mich verhalten sollte, um in die reife Erwachsenenwelt zu passen. Ich kann mich innerlich bedroht fühlen, wenn mir konstruktive Kritik entgegengebracht wird und ich gehe rasch in die Defensive. Unterbewusst führe ich Buch über die Liebe, die ich gebe, sodass ich später etwas dafür einfordern kann. Wenn ich mich in einem Konflikt befinde, gebe ich zu, dass ich ein wenig Schuld an der Sache trage, aber ich bestehe darauf, die Schuld des anderen nachzuweisen und zu demonstrieren, warum, warum ihn mehr Schuld trifft als mich...“

Das Folgende hat P. Scazerro bei den meisten Gemeinden in Nordamerika über deren geistlichen Zustand beobachtet („Mitten am Tag bist du mir nah“ S.9)
Wir lassen uns von der Spiritualität anderer durchfüttern
Wir sind vereinzelt, zerstreut und ohne Zentrum
Wir sind physisch, geistlich und seelisch erschöpft
Unsere Spiritualität reicht kaum tiefer als unter die Oberfläche
Wir beten sehr wenig und erleben nicht viel Gemeinschaft mit Gott
Nachfolge ist für uns etwas, das nebenbei passieren soll; aber wir tun wenig dafür, dass es passiert
Wir erleben einen Zustand der Stagnation auf unserer geistlichen Reise mit Christus.
Wir tun uns schwer, unser Leben „auf der Flucht“ zu verlangsamen.

Nun wir wissen wenig über die konkrete Unreife bei Paulus, aber er bezeugt den Kor. Ggü., dass auch er einmal dachte, redete und urteilte wie ein Kind. Als er aber zum Mann wurde, legte er die kindischen Wege beiseite und tat ab, was „kindisch“ war.
Das Hauptmerkmal der Reife in unserem Bibelabschnitt ist die Demut Grenzen anzuerkennen.
Jede Erkenntnis/alles Wissen – über Gott, sein Wesen, seine Wege in und mit der Gemeinde und dir, ja, auch das was du glaubst über dich erkannt zu haben, ist Stückwerk und nur Teil des Ganzen .
Gleiches gilt für das prophezeien – und gilt für jede Betätigung der Geistesgaben.
Wir sind begrenzt, wissen nicht alles, haben nicht alles und können nicht alles; weder als Gemeinde, als Bewegung noch als Einzelner.
Vll ist es das Erste, was „kindische Christen“ erkennen und ablegen dürfen. Immer gilt, dass du nur ablegen kannst, was du zuvor an dir erkannt hast.

Wie aber erkennen wo wir an anderen Bereichen "kindisch" sind, denn das wollen wir ablegen?
„Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels undeutlich.“
Ich nehme mir dir Freiheit es auf das Logos-Wort der Schrift zu beziehen (s.Jak 1,23), und auch nicht nur auf die Gottes- sondern auch die Selbsterkenntnis.
In der Bibel erkenne ich unscharf und nur teilweise, was ich persönlich an Kindischkeiten ablegen soll. Wenn das so nicht so wäre, wären all die bibeltreuen Gemeinden nicht nur reich an Bibelwissen, sondern reif in Christus. Und all die Bibelkenner, Schriftgelehrten hätten den Charakter Jesu.

So glaube ich, dass Gott einen anderen Weg der Offenbarung gewählt hat, um mir meine Unreife liebevoll zu zeigen. Es ist der Weg der Schmerzen, Leiden und Probleme; mit mir, mit anderen, mit Gott, mit dem Leben. Bei manchen körperlichen Beschwerden, beschwert sich der Körper über unreifes Verhalten und Reden...
Es ist das päd. Prinzip des „Erfahrens von Konsequenzen“ (Hebr 12,7ff) plus deutliche Rhemaworte.
Und das weil wir soooo väterlich geliebt sind. Oder wie ich es in der letzten Predigt sagte:
„Ich bin gekommen, wie du es erbeten hast, dich an mein Herz zu ziehen und herauszuführen. Denn jetzt ist die Zeit, meine Schöne.“ Hhl 2,10

Wie wunderbar, dass uns dabei der Hl.G. begleitet und beisteht. ER, der Geist der Wahrheit, aber auch der Tröster und Ermutiger; oft durch Menschen, ob als geistlicher Begleiter oder Autor.
Das ist mein persönlicher Prozess indem ich mich bewege. Gerade übe ich es „unter meinen Eisberg“ zu schauen, weil es da Kräfte und Motivie gibt, über die ich bisher niemals auch nur nachgedacht habe und mich darum hindern J.Chr. ähnlicher und der zu werden, wie Gott mich gewollt hat. Dazu braucht es Entschleunigung und das Bewusstwerden „was ich gerade fühle, warum ich was gerade tue etc.“
Der Prozess der "Achtsamkeit" ist notwendig und wird mich in größere ganzheitlicher Reife führen. Mich motiviert das Ziel, nämlich ein
„emotionaler Erwachsener“ zu werden.
„Ich kann andere respektieren und lieben, ohne sie ändern zu müssen oder kritisch oder verurteilend zu werden. Ich erwarte von niemandem, meine Bedürfnisse 100-prozentig zu stillen, sei es mein Ehepartner, meine Eltern oder Freunde,..Ich liebe und schätze Menschen dafür, wer sie als ganze Persönlichkeiten sind – im Guten wie im Schlechten-, nicht für das, was sie mir geben können oder wie sie sich verhalten. Ich übernehme Verantwortung, für meine Gedanken, Gefühle, Ziele und Handlungen . Wenn ich unter Stress stehe, verfalle ich nicht in eine Opferrolle oder schiebe anderen die Schuld zu. Ich kann meine eigenen Überzeugungen und Werte Menschen darlegen, die anderer Meinung sind als ich – ohne feindselig zu werden. Ich kann meine Begrenzungen, Stärken und Schwächen richtig einschätzen und mit anderen frei und offen darüber sprechen. Da ich in meinem tiefesten Inneren im Einklang mit meinen eigenen Emotionen und Gefühlen bin, kann ich mich in die emotioale Welt von anderen begeben und ihnen dort begegnen, wo sie mir ihren Gefühlen, Bedürfnissen und Anliegen stehen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass ich von Christus bedingungslos geliebt bin und dass ich nichts beweisen muss.“